Das betriebliche Vorschlagswesen (BVW) verdient mehr Beachtung. Viele Verantwortliche wissen kaum, was das betriebliche Vorschlagswesen genau ist. Daher folgt hier ein grundsätzlicher Beitrag zum BVW. Vier Anmerkungen vorab:

  1. Von diesem Text fühlen sich bitte alle Menschen angesprochen, also Managerinnen und Manager, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, Leserinnen und Leser. Lediglich der Lesbarkeit halber spreche ich hier von Managern, Mitarbeitern und Lesern.
  2. Abkürzungen vermeide ich. Lediglich das betriebliche Vorschlagswesen werde ich ab jetzt als BVW abkürzen.
  3. Das BVW ist sinnvoll für Unternehmen, Behörden, Vereine, Kirchen, Parteien und überhaupt alle etwas größeren Organisationen – auch dann, wenn im Text die spezifische Art der Organisation nicht genannt ist.
  4. In manchen Unternehmen hat das BVW traditionell einen anderen Namen. Auch diese Unternehmen fühlen sich bitte von diesem Text angesprochen.

Das BVW hat ein ziemlich schlechtes Image

Das BVW hat in einigen Kreisen leider ein ziemlich schlechtes Image. Es wird oft als verstaubt, bürokratisch, wenig effektiv und manchmal sogar als abgekoppelt vom eigentlichen Unternehmensziel wahrgenommen. "Betriebliches Vorschlags-Verwaltungs-Wesen" hieß diese Abteilung einmal, auf diesem Namen liegt der Staub fingerdick. Sehen wir uns einige Gründe genauer an:

  1. Verstaubt und überreguliert: In vielen Unternehmen wird das BVW als bürokratisches und schwerfälliges System angesehen. Und seien wir ehrlich: In manchen Unternehmen ist das BVW tatsächlich bürokratisch und schwerfällig. Wenn die Prozesse langwierig und kompliziert sind, dann zögern die Mitarbeiter, Vorschläge einzureichen.
  2. Mangelnde Transparenz: Ein weiterer Grund für das schlechte Image des BVW ist die oft mangelhafte Transparenz. Die Mitarbeiter reichen einen Vorschlag ein und hören dann – nichts. Mitarbeiter haben nachvollziehbar Zweifel daran, ob mit ihren Vorschlägen gut und verantwortungsvoll umgegangen wird, und fühlen sich nicht ausreichend informiert.
  3. Wenig Effektivität: Wenn Vorschläge häufig abgelehnt werden oder in der Umsetzung steckenbleiben, dann wird das die Wirkung des BVW beeinträchtigen. Abgelehnte Vorschläge erzeugen Arbeit, aber keinen Nutzen. Ich kenne Organisationen, in denen weniger als 10 Prozent der eingereichten Verbesserungsvorschläge umgesetzt werden.
  4. Fehlende Verknüpfung mit Unternehmenszielen: Wenn das BVW nicht klar mit den strategischen Zielen des Unternehmens verknüpft ist, kann es den Eindruck erwecken, dass es nicht wirklich zur Gesamtstrategie beiträgt. Photovoltaik auf dem Dach ist löblich, der Ersatz von Papierhandtüchern auch. Aber bringen solche Vorschläge das Unternehmen wirklich weiter?

Widerstand gegen Veränderungen: In vielen Unternehmen gibt es an der einen oder anderen Stelle Widerstand gegen Veränderungen, besonders, wenn es um die Umsetzung von Mitarbeiterideen geht. "Not-invented-here" heißt der Slogan: Wenn eine Verbesserung nicht von der zuständigen Abteilung entwickelt wurde, dann kann sie doch nichts taugen. Das ist menschlich, das ist verständlich. Mit moralischen Apellen kann man da wenig erreichen, mit passender Organisation schon. Auch der deutlich sichtbare Einsatz von Führungskräften – besonders des Top-Managements – für das Ideenmanagement kann helfen.

Formale Argumente für das BVW

Obwohl das BVW in einigen Fällen ein schlechtes Image hat, ist es wichtig zu betonen, dass es auch effektiv und wertvoll sein kann, wenn es richtig umgesetzt wird. Ein modernisiertes BVW, das transparent, effizient und eng mit den Unternehmenszielen verknüpft ist, kann dazu beitragen, die negativen Wahrnehmungen zu überwinden und die Vorteile des betrieblichen Vorschlagswesens voll auszuschöpfen. Hier sind drei wichtige Aspekte, die für das BVW sprechen:

  1. Das BVW ist in vielen Unternehmen eingerichtet, bekannt und funktioniert: In zahlreichen Unternehmen ist das BVW bereits fest etabliert und hat sich als effektives Instrument zur Förderung von Ideen und zur kontinuierlichen Verbesserung bewährt. Es ist weit verbreitet und in vielen Branchen und Organisationen ein gängiges Verfahren. Das bedeutet, dass es eine erprobte Struktur gibt, auf die Unternehmen zurückgreifen können, um Ideen und Vorschläge ihrer Mitarbeiter zu sammeln und umzusetzen. Und es bedeutet, dass eine große Menge empirisch gesicherten Wissens darüber vorliegt, was funktioniert und was nicht. Die wohl umfangreichste aktuelle Dokumentation dieses Wissens ist die Ideenmanagement- Studie 2023. Wer Berichte von Praktikern Statistiken vorzieht, dem sei der Sammelband "Ideen erfolgreich managen" (Springer Fachmedien) empfohlen.
  2. Ein bedeutender Vorteil des BVW ist, dass es in vielen Fällen Mitbestimmungsrechte für den Betriebsrat oder Personalrat vorsieht. Dies gewährleistet eine ausgewogene Beteiligung der Arbeitnehmer an Entscheidungen im Zusammenhang mit dem BVW. Dadurch werden die Interessen der Mitarbeiter geschützt, und es entsteht ein fairer Prozess, der die Bedürfnisse sowohl der Arbeitgeber als auch der Arbeitnehmer berücksichtigt.
  3. Fortgeschrittene Konzepte wie Lean Management erfordern reife Mitarbeiter, gut ausgebildete Führungskräfte und eine Organisation, die für kontinuierliche Verbesserung offen ist. Das BVW kann als erster Schritt auf dem Weg zu solchen anspruchsvollen Konzepten dienen. Insbesondere in Behörden, die oft mit bürokratischen Strukturen zu kämpfen haben, kann das BVW als Ausgangspunkt für eine effizientere und agilere Arbeitsweise dienen. Speziell für den öffentlichen Bereich habe ich mit Gottfried Richenhagen eine Broschüre geschrieben: “Vorschlagswesen zur Innovation in der Öffentlichen Verwaltung“ ( Springer Fachmedien).

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das BVW trotz seines gelegentlich schlechten Rufs viele Vorzüge bietet. Es ist in vielen Unternehmen bewährt, bietet Mitbestimmungsmöglichkeiten und kann als erster Schritt in Richtung fortgeschrittener Managementkonzepte dienen. Wenn es richtig implementiert und gepflegt wird, kann das BVW zu einer Win-win-Situation für Arbeitgeber und Arbeitnehmer führen und zur kontinuierlichen Verbesserung des Unternehmens beitragen.

Betriebliches Vorschlagswesen

Inhaltliche Argumente für das BVW

Diese drei Aspekte sind eher formal. Sehen wir uns näher an, warum ein Ansatz wie das BVW in der heutigen Wirtschaft eine herausragende und wichtige Rolle spielt. Unsere Zeit ist von rapiden technologischen Veränderungen, steigendem Wettbewerbsdruck, einem stetig wachsenden Fachkräftemangel und einem erhöhten Bedarf an Innovation und Effizienz geprägt. Unternehmen sind mehr denn je darauf angewiesen, die Kreativität und das Engagement ihrer Mitarbeiter zu nutzen. Hier sind einige Gründe, warum das BVW in der modernen Wirtschaft besonders wichtig ist:

  1. Innovationsförderung: Die Weltwirtschaft entwickelt sich ständig weiter und Unternehmen müssen innovativ sein, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Professionelle Innovation aus der Forschungs- und Entwicklungsabteilung ist zwingend notwendig, reicht aber nicht aus. Das BVW ermöglicht es Mitarbeitern, Ideen für neue Produkte, Dienstleistungen oder Prozesse einzubringen, die das Unternehmen voranbringen und für Wachstum sorgen können. In einigen Unternehmen können auch Kunden Ideen einbringen.
  2. Effizienzsteigerung: In einer globalisierten Wirtschaft ist Effizienz von entscheidender Bedeutung. Mitarbeiter, die täglich an den Frontlinien arbeiten, haben oft das beste Verständnis für die betrieblichen Abläufe. Das BVW ermutigt sie, Verbesserungsvorschläge einzubringen, die zu Kosteneinsparungen und einer Optimierung der Arbeitsprozesse führen können. Angesichts des Fachkräftemangels ist die Effizienzsteigerung von besonderer Bedeutung, da Unternehmen gezwungen sind, mehr mit weniger Mitarbeitern zu erreichen.
  3. Mitarbeiterbindung: Das BVW zeigt den Mitarbeitern, dass ihre Meinungen und Ideen geschätzt werden. Dies stärkt die Bindung der Mitarbeiter an das Unternehmen, erhöht ihre Zufriedenheit und senkt die Fluktuation. Zufriedene und engagierte Mitarbeiter sind produktiver und tragen zum langfristigen Erfolg des Unternehmens bei.
  4. Krisenbewältigung: In Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit oder Krisen kann das BVW ein wichtiger Rettungsanker sein. Mitarbeiter können innovative Lösungen für Herausforderungen vorschlagen, die das Unternehmen vor unerwartete Probleme stellen. Dies kann helfen, in schwierigen Zeiten den Kurs zu halten und das Überleben des Unternehmens zu sichern.
  5. Anpassungsfähigkeit: Die heutige Geschäftswelt ist volatil, unsicher, komplex und ambivalent – die VUCA-Welt. Unternehmen müssen in der Lage sein, sich schnell anzupassen. Das BVW kann eine Kultur der Anpassungsfähigkeit und Flexibilität fördern, indem es Veränderungen und neue Ideen begrüßt.
  6. Wissensmanagement: Das BVW dient auch als Mittel zur Erfassung und Bewahrung des Wissens der Mitarbeiter. Wenn Mitarbeiter Ideen und Best Practices teilen, bleibt dieses wertvolle Wissen im Unternehmen erhalten – auch wenn Mitarbeiter das Unternehmen verlassen oder in eine andere Funktion wechseln.
  7. Wettbewerbsvorteil: Unternehmen, die das BVW effektiv nutzen, können einen echten Wettbewerbsvorteil erzielen. Sie sind in der Lage, schneller auf Marktentwicklungen zu reagieren, innovative Produkte und Dienstleistungen schneller auf den Markt zu bringen und Kunden besser zu bedienen.

Insgesamt ist das betriebliche Vorschlagswesen in der heutigen Wirtschaft nicht nur wichtig, sondern unverzichtbar. Es fördert Innovation, Effizienz, Mitarbeiterbindung und Flexibilität – alles entscheidende Faktoren für den langfristigen Erfolg eines Unternehmens. Angesichts des Fachkräftemangels wird seine Bedeutung noch verstärkt, da Unternehmen dazu übergehen müssen, ihre vorhandenen Ressourcen effizienter zu nutzen, um wettbewerbsfähig zu bleiben und zu wachsen. Unternehmen, die das BVW als integralen Bestandteil ihrer Unternehmenskultur etablieren, können besser auf die Herausforderungen und Chancen der modernen Wirtschaft reagieren und sich einen entscheidenden Vorsprung verschaffen.

Was ist ein BVW? (Definition des BVW)

Und nun sind Sie hoffentlich überzeugt, dass das BVW eine gute Sache ist. Aber was genau ist das BVW eigentlich?

Im Laufe der letzten 150 Jahre hat sich das Betriebliche Vorschlagswesen (BVW) von bescheidenen Anfängen zu einem wichtigen Instrument für die kontinuierliche Verbesserung in Unternehmen entwickelt. Ursprünglich entstand es in großen Industriebetrieben wie Krupp, in denen viele Menschen beschäftigt waren, die aber nicht immer effizient arbeiteten. Die Arbeiter erkannten immer wieder, wie Arbeitsprozesse mit weniger Kosten und / oder höherer Qualität gestaltet werden konnten, aber ihre Vorschläge wurden von den Betriebsingenieuren und höheren Vorgesetzten nicht beachtet.

Daraufhin wurde die Möglichkeit für Arbeiter geschaffen, Verbesserungsvorschläge einzureichen. Fachleute bewerteten die Vorschläge, um ihre Sinnhaftigkeit und Eignung zu prüfen. Bei positiver Beurteilung wurden die Vorschläge umgesetzt und der einreichende Arbeiter erhielt eine Prämie.

Dieses Grundprinzip des BVW ist bis heute erhalten geblieben, auch wenn sich einige Aspekte im Laufe der Zeit weiterentwickelt haben. Heutzutage dürfen in den meisten Unternehmen fast alle Mitarbeitenden Vorschläge einreichen, nicht nur die Arbeiter. Wobei der Schwerpunkt immer noch auf denjenigen liegt, die tatsächlich Produkte herstellen oder Dienstleistungen erbringen.

Die Vorschläge werden oft von einer speziell dafür eingerichteten Stelle, heute oft als "Ideenmanager" bezeichnet, entgegengenommen. Diese Person koordiniert den Prozess, holt Expertenmeinungen ein und legt sowohl die Vorschläge als auch die Gutachten einer Kommission vor. Diese Kommission entscheidet, ob die Vorschläge umgesetzt werden sollen und welche Prämien die Einreicher erhalten.

Es gibt zwei Hauptmodelle des BVW: das "zentrale Modell", bei dem eine spezielle Stelle für das BVW zuständig ist, und das "Vorgesetztenmodell", bei dem der Vorgesetzte die Vorschläge im eigenen Verantwortungsbereich bearbeitet. Aber zu den Modellen kommen wir gleich noch.

In Deutschland sind die Grundsätze des BVW mitbestimmungspflichtig, was bedeutet, dass Arbeitgeber und Betriebsrat eine entsprechende Betriebsvereinbarung abschließen. Im öffentlichen Sektor erfolgt dies in Form einer Personalvereinbarung.

Die Frage, ob sich das BVW lohnt, hängt von der Umsetzung ab. Gut durchgeführtes BVW kann pro Mitarbeitendem und Jahr Hunderte von Euro einsparen, während schlecht umgesetztes BVW wenig Nutzen bringt.

Modelle des BVW

Im betrieblichen Vorschlagswesen (BVW) gibt es verschiedene Modelle, die es ermöglichen, Ideen und Vorschläge von Mitarbeitern effizient zu bearbeiten. Oft sprechen wir allgemein von "dem BVW", als gäbe es nur ein einheitliches Modell, aber tatsächlich unterscheiden wir vier verschiedene Modelle:

Modelle des BVW

Das zentrale Modell

Dies ist das älteste Modell und wurde gegen Ende des 19. Jahrhunderts konzipiert. Im zentralen Modell gibt es spezielle Beauftragte, eine Kommission und Gutachter. Alle Vorschläge werden zentral von den Beauftragten bearbeitet und von der Kommission entschieden. Dieses Modell hat Vor- und Nachteile, beispielsweise:

Vorteile des zentralen Modells

  1. Gründliche Prüfung: Das zentrale Modell ermöglicht eine sorgfältige und gründliche Prüfung der eingereichten Vorschläge durch Fachleute und Experten. Dies gewährleistet, dass nur die besten Ideen ausgewählt und umgesetzt werden, was zu qualitativ hochwertigen Verbesserungen führt.
  2. Zentrale Koordination: Durch die zentrale Koordination der Ideenverwaltung wird sichergestellt, dass kein Vorschlag verloren geht oder übersehen wird. Dies verbessert die Effizienz und die Chancen, wertvolle Ideen zu nutzen.
  3. Chancengleichheit: Das zentrale Modell bietet eine gewisse Chancengleichheit für alle Mitarbeiter, unabhängig von ihrer Position oder Abteilung. Jeder hat die Möglichkeit, Ideen einzureichen und sie von Experten prüfen zu lassen, was die Motivation und die Beteiligung fördern kann.

Nachteile des zentralen Modells

  1. Zeitaufwand: Das zentrale Modell kann zeitaufwendig sein, da die Ideen durch mehrere Stufen der Prüfung und Entscheidungsfindung gehen müssen. Dies kann dazu führen, dass die Umsetzung von Ideen länger dauert, was in schnelllebigen Branchen und für die Motivation der Einreicher problematisch sein kann.
  2. Bürokratie: Die zentrale Verwaltung und die Beteiligung von Experten können zu einer erhöhten bürokratischen Belastung führen. Dies kann den Prozess komplizierter machen und Mitarbeiter von der Einreichung von Ideen abhalten.
  3. Mangelnde Nähe zur Umsetzung: Im zentralen Modell sind diejenigen, die die Vorschläge einreichen, oft von der unmittelbaren Umsetzung der Ideen entkoppelt. Dies kann dazu führen, dass diejenigen, die die Arbeitsprozesse am besten kennen, sich von der Umsetzung der Ideen entfremdet fühlen und möglicherweise weniger engagiert sind.

Das Vorgesetztenmodell

Hier geht man davon aus, dass die meisten Vorschläge von Mitarbeitern aus ihrem eigenen Arbeitsbereich oder zumindest aus ihrer unmittelbaren Nähe stammen. Der Vorgesetzte des Einreichenden kann daher die Vorschläge selbst entscheiden, umsetzen und bewerten. Nur diejenigen Vorschläge, die über die Kompetenz des Vorgesetzten hinausgehen, werden zentral bearbeitet. Das Modell zeichnet sich durch die folgenden Hauptmerkmale aus:

  1. Dezentrale Einreichung: Im Vorgesetztenmodell werden Ideen und Vorschläge dezentral eingereicht. Das bedeutet, dass Mitarbeiter ihre Ideen direkt bei ihrem unmittelbaren Vorgesetzten einreichen.
  2. Eigenverantwortung des Vorgesetzten: Der Vorgesetzte wird befähigt, die eingereichten Vorschläge selbst zu bewerten, zu entscheiden und umzusetzen. Dies gilt insbesondere für Vorschläge, die den eigenen Verantwortungsbereich betreffen oder in unmittelbarer Nähe dazu liegen.
  3. Zentrale Bearbeitung für komplexere Vorschläge: Wenn ein Vorschlag die Kompetenz des Vorgesetzten übersteigt oder weitreichendere Auswirkungen auf das Unternehmen haben könnte, kann er zentral an eine spezielle Stelle weitergeleitet werden, wo er weiter geprüft wird.

Listen wir einige Vor- und Nachteile des Vorgesetztenmodells auf:

Vorteile des Vorgesetztenmodells

  1. Schnelle Entscheidungsfindung: Das Vorgesetztenmodell ermöglicht in der Regel eine schnellere Entscheidungsfindung, da der Vorgesetzte in der Lage ist, Vorschläge direkt zu bewerten und zu genehmigen, ohne lange bürokratische Prozesse.
  2. Nähe zur Umsetzung: Da der Vorgesetzte oft näher an den Arbeitsprozessen und den Mitarbeitern ist, die die Ideen einreichen, können die Vorschläge besser an die tatsächlichen Bedürfnisse und Möglichkeiten angepasst werden.
  3. Motivation der Mitarbeiter: Mitarbeiter sehen direkte Ergebnisse ihrer Ideen und Vorschläge, da der Vorgesetzte für die Umsetzung verantwortlich ist. Dies kann die Motivation zur Einreichung von Ideen steigern.

Nachteile des Vorgesetztenmodells

  1. Abhängigkeit vom Vorgesetzten: Der Erfolg des Vorgesetztenmodells hängt stark von der Kompetenz und Bereitschaft des Vorgesetzten ab, Vorschläge angemessen zu bewerten und umzusetzen. Wenn der Vorgesetzte nicht engagiert ist, könnten gute Ideen übersehen werden.
  2. Begrenzte Expertise: Der Vorgesetzte verfügt möglicherweise nicht immer über die erforderliche Expertise, um alle eingereichten Vorschläge angemessen zu bewerten. Komplexere Ideen erfordern daher eine zentrale Überprüfung.
  3. Mangel an Transparenz: Einige Mitarbeiter könnten Bedenken hinsichtlich der Transparenz haben, da die Entscheidungen im Vorgesetztenmodell weniger sichtbar sind als im zentralen Modell, wo eine Kommission die Vorschläge prüft.

Frau, die Haftnotizen an der Wand platziert

Das Teammodell

Dieses Modell ist eine relativ neue Entwicklung im BVW. In einigen Organisationen treffen sich Mitarbeiter regelmäßig zu Besprechungen, beispielsweise zur Lagebesprechung oder Abteilungsbesprechung. In solchen Runden können auch Vorschläge besprochen werden, die die jeweilige Abteilung betreffen.

Das Teammodell im Betrieblichen Vorschlagswesen (BVW) zeichnet sich durch die Zusammenarbeit von Mitarbeitern innerhalb eines Teams oder einer Abteilung aus. Hier werden Ideen und Vorschläge gemeinsam entwickelt und bewertet. Im Teammodell können die Mitarbeiter Ideen direkt in ihren Arbeitsbereichen generieren und haben die Möglichkeit, diese innerhalb ihres Teams zu besprechen und weiterzuentwickeln.

Vorteile des Teammodells im BVW

  1. Kollaboration und Teamarbeit: Das Teammodell fördert die Zusammenarbeit und den Ideenaustausch innerhalb eines Teams oder einer Abteilung. Mitarbeiter können Ideen gemeinsam entwickeln und von den unterschiedlichen Perspektiven und Fähigkeiten ihrer Kollegen profitieren.
  2. Nähe zur Umsetzung: Da die Ideen von den Mitarbeitern in unmittelbarer Nähe ihrer eigenen Arbeitsprozesse stammen, sind die Vorschläge oft praxisnah und leichter umsetzbar. Dies kann zu schnelleren und effizienteren Verbesserungen führen.
  3. Motivation und Identifikation: Mitarbeiter fühlen sich in einem Teammodell oft stärker in den Verbesserungsprozess eingebunden und identifizieren sich mehr mit den Ergebnissen. Dies kann die Mitarbeitermotivation steigern.

Nachteile des Teammodells im BVW

  1. Zeitaufwand: Das Teammodell erfordert Zeit und Ressourcen für Besprechungen und die gemeinsame Entwicklung von Ideen. Dies kann in Unternehmen mit engen Zeitplänen und Arbeitsbelastungen problematisch sein.
  2. Begrenzte Expertise: Je nach Teamzusammensetzung kann es vorkommen, dass nicht alle erforderlichen Fachkenntnisse und Fähigkeiten vorhanden sind, um bestimmte Ideen angemessen zu bewerten oder umzusetzen.
  3. Konfliktpotenzial: Unterschiedliche Meinungen und Interessen innerhalb des Teams können zu Konflikten führen, insbesondere wenn es darum geht, welche Ideen umgesetzt werden sollen. Dies erfordert ein gutes Konfliktmanagement.
  4. Abteilungsorientiert: Das Teammodell konzentriert sich oft auf einzelne Abteilungen oder Teams, was dazu führen kann, dass unternehmensweite Verbesserungsmöglichkeiten übersehen werden.

Das Mischmodell

Das Mischmodell kombiniert oft Elemente des zentralen BVW mit dem Team- oder Vorgesetztenmodell. Hier können Vorschläge sowohl zentral bearbeitet als auch dezentral eingereicht werden, je nachdem, was in der konkreten Situation sinnvoll ist.

Das Mischmodell bietet Unternehmen die Flexibilität, je nach Bedarf und den spezifischen Anforderungen eines Vorschlags zwischen verschiedenen Ansätzen zu wählen.

Vorteile des Mischmodells im BVW

  1. Flexibilität: Das Mischmodell ermöglicht es Unternehmen, je nach Komplexität und Art der Vorschläge zwischen zentraler Verwaltung und dezentraler Einreichung zu wählen. Dies bietet Flexibilität und kann auf unterschiedliche Abteilungen oder Projekte zugeschnitten werden.
  2. Anpassungsfähigkeit: Das Mischmodell erlaubt es, Ideen und Vorschläge entsprechend ihrer individuellen Anforderungen zu behandeln. Einfache Vorschläge können auf der Ebene des Vorgesetzten oder Teams bearbeitet werden, während komplexere Angelegenheiten eine zentrale Prüfung erfordern.
  3. Effizienz: Das Mischmodell ermöglicht eine effiziente Ressourcennutzung. Ideen, die problemlos auf der Abteilungsebene umgesetzt werden können, werden nicht unnötig zentralisiert und umgekehrt.

Nachteile des Mischmodells im BVW

  1. Komplexität: Die Einführung und Verwaltung eines Mischmodells erfordern eine transparente Struktur und klare Richtlinien, um sicherzustellen, dass die richtigen Vorschläge am richtigen Ort bearbeitet werden. Dies kann komplex sein. Oder es muss so flexibel aufgebaut sein, dass für jede Idee ein passender Bearbeitungsprozess definiert werden kann.
  2. Verwaltungsaufwand: Das Mischmodell erfordert ein effizientes System zur Koordination und Verfolgung der Vorschläge, da diese je nach ihrem Charakter unterschiedliche Wege durch das BVW-System nehmen können.
  3. Mögliche Verwirrung: Für Mitarbeiter kann das Mischmodell verwirrend sein, wenn die Prozesse nicht klar kommuniziert werden. Sie müssen eigentlich überall Vorschläge einreichen können. Und dann verstehen, wie welche Art von Vorschlägen bearbeitet werden.

Insgesamt bietet das Mischmodell Unternehmen die Möglichkeit, die Vorteile unterschiedlicher BVW-Ansätze zu nutzen, erfordert jedoch eine sorgfältige Planung und Verwaltung, um die Effizienz und Wirksamkeit sicherzustellen.

Jedes dieser Modelle hat seine eigenen Vor- und Nachteile, und die Wahl des geeigneten Modells hängt oft von den individuellen Anforderungen und der Unternehmenskultur ab. Unabhängig vom gewählten Modell ist das BVW ein wertvolles Instrument zur Förderung von Ideen und zur kontinuierlichen Verbesserung in Unternehmen.

Fazit

Was ist noch zum BVW zu besprechen? Zwei Aspekte, die vielleicht einen eigenen Blogbeitrag wert sind:

  1. Für das BVW sind in Deutschland einige juristische Regeln zu beachten, auch in Österreich und in der Schweiz gibt es solche Regeln. Diese Regeln geben einen weiten Raum, damit kann man auf jeden Fall ein vernünftiges BVW betreiben. Aber es droht Ärger, wenn man sie verletzt.
  2. Ein BVW kann Einfluss auf die Unternehmenskultur nehmen. Im Positiven wie im Negativen – indem etwa Innovation ermutigt wird oder indem Innovation durch ein bürokratisches BVW abgewürgt wird.

Abschließend lässt sich festhalten, dass es sich auf jeden Fall lohnt, sich intensiver mit dem Betrieblichen Vorschlagswesen (BVW) auseinanderzusetzen und für das eigene Unternehmen eine individuelle Ausprägung des BVW zu entwickeln. Das BVW bietet zahlreiche Vorteile, darunter die Förderung von Mitarbeiterbeteiligung, die Steigerung der Motivation, die Ermöglichung kontinuierlicher Verbesserungen und die Schaffung einer innovativen Unternehmenskultur.

Indem Unternehmen ihre eigene BVW-Strategie gestalten, können sie die spezifischen Bedürfnisse und Ziele ihres Betriebs berücksichtigen. Die Auswahl des geeigneten BVW-Modells, die Schulung der Mitarbeiter und die Schaffung transparenter Prozesse sind entscheidend für den Erfolg.

Kurz gesagt: Das BVW ist ein mächtiges Werkzeug zur Steigerung der Effizienz und Wettbewerbsfähigkeit eines Unternehmens. Es schafft eine Win-win-Situation, in der Mitarbeiter die Möglichkeit haben, ihre Ideen einzubringen, und Unternehmen von den daraus resultierenden Verbesserungen profitieren. Es lohnt sich also definitiv, das BVW in den Fokus zu nehmen und individuell anzupassen, um die Zukunft des eigenen Unternehmens positiv zu gestalten!

Quellen und weitere Informationen

Wenn Sie die Inhalte kurz zusammengefasst sehen wollen:

https://youtu.be/Q-OwmnLDyoA (Definition des BVW)

https://youtu.be/hXw8Bmimj88 (Modelle des BVW)

Weitere Informationen finden Sie in der Ideenmanagement Studie 2023: https://ideenmanagement-studie.de/

Berichte von Praktikern und Konzepte für verschiedene Bereiche: Nils Landmann und Hans-Dieter Schat (Hg.): Ideen erfolgreich managen. Wiesbaden: Springer Gabler.

BVW für den öffentlichen Bereich: Gottfried Richenhagen und Hans-Dieter Schat: Vorschlagswesen zur Innovation in der Öffentlichen Verwaltung. Wiesbaden: Springer Gabler.

 

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